Mung Dal – Hättest Du’s gewusst?
Kaum ein anderes Lebensmittel vereint so viele Qualitäten – nährend, leicht verdaulich, vielseitig in der Zubereitung und voller traditioneller Bedeutung für Körper, Geist und Seele.
Sei eingeladen, „Dal“ in seiner ganzen Tiefe kennenzulernen. Nicht nur als Gericht, sondern auch als Möglichkeit, ganz ohne feste Rezepte kreativ zu kochen, und im Einklang mit den Jahreszeiten und den eigenen Bedürfnissen zu leben.
Folgende Themen findest du in diesem Beitrag:
– von Mungbohnen und Linsen, über Begriffe und Verwechslungen, bis hin zu ihrer kulturellen Bedeutung.
– warum Mung Dal für unsere Ernährung wertvoll ist und wie sein Anbau die Natur unterstützt.
– vom sämigen Brei bis zu knusprigen Croutons: so vielseitig kann Dal sein.
– Dal als Einladung, frei zu wählen und deine Mahlzeit aus den Elementen zu gestalten.
– das klassische Kur-Gericht und seine heilende Rolle in Pancha Karma Kur.

Was Dal bedeutet
„Dal“ ist alltagstypisch für viele Menschen, Länder und Kulturen.
Es bezeichnet einerseits die Hülsenfrüchte selbst – meist geschälte und halbierte Linsen oder Bohnen – und gleichzeitig die unzähligen Gerichte, die daraus entstehen.
Besonders bekannt ist das Mung Dal.
Botanisch ist die Hülsenfrucht eine Bohne – Vigna radiata, die seit mehreren tausend Jahren in Indien angebaut wird. Ist die Mungbohne geschält und halbiert, zeigt sie sich gelb und linsenförmig. Derart verarbeitet bekommt sie eine besondere Struktur, einen milden Geschmack und eine gute Bekömmlichkeit. Im Handel gibt es sie also ganz als Bohne in grün und halbiert als gelbe Linse.
Wissenswert: Wenn hierzulande von „gelben Linsen“ die Rede ist …
… ist meist nicht die Mungbohne gemeint, sondern „Chana Dal“ – die geschälte und halbierte Kichererbse. Auch sie ist ein beliebter Bestandteil vieler Dal-Gerichte und für nahezu alle Zubereitung.
So trägt der Begriff „Dal“ gleich mehrere Bedeutungen in sich
Frucht, Gericht und Tradition und eröffnet uns damit ein kulinarisches Spektrum, das weit über die Vorstellung von Linsensuppe und Veggie-Trend hinausgeht.

Nährwert und Wirkung
Mung Dal, ein Grundnahrungsmittel mit besten Eigenschaften …
… leicht bekömmlich und erstaunlich nahrhaft. Es liefert hochwertiges pflanzliches Eiweiß, Ballaststoffe, wertvolle Mineralstoffe, B-Vitamine und Spurenelemente – also genau das, was eine Ernährung nährstoffreich und ausgewogen macht.
Und nicht nur für uns Menschen ist der Wert groß. Auch die Natur profitiert vom Anbau von Hülsenfrüchten.
- Fruchtfolge: Bohnen, Linsen oder Lupinen bringen Abwechslung in die Felder und tragen zur Gesundheit der Böden bei.
- Ohne Dünger: Leguminosen benötigen keinen Stickstoffdünger – das entlastet die Böden und die Umwelt.
- Bodenfruchtbarkeit: Ihre Wurzeln binden Stickstoff direkt aus der Luft und reichern ihn im Boden an – eine natürliche Nahrung für die nächste Kultur.
- Nahrungsquelle für Insekten: Blühende Leguminosen sind eine wertvolle Lebensgrundlage für Bestäuber wie Bienen.
So schenken uns Hülsenfrüchte Nahrung und wirken gleichzeitig heilsam für die Erde und ihre Kreisläufe.
Mehr über Nahrungsanbau gibt es hier auf der Emport-Seite.

Zubereitungen mit Mung Dal
So einfach und so viele Möglichkeiten.
Mit Mung Dal lässt sich fast alles machen. Ob die ganzen Grünen, ob halbiert und gelb, sie sind wie ein leeres Blatt Papier – sie nehmen Gewürze, Kräuter und Begleiter auf und verwandeln sich nach Bedarf.
Sprossen ziehen – aus den ganzen Mungbohnen lassen sich ganz leicht Sprossen ziehen. Nach drei bis vier Tagen sind sie knackig, frisch und extrem
gesund – perfekt für Salate, Currys oder einfach pur als Vitalstoff-Kick. Sie werden fälschlicherweise häufig als Soyasprossen angeboten.
Bratlinge – gekochtes Mung Dal, mit oder ohne Reis, lässt sich wunderbar zu kleinen Bratlingen formen. In Ghee oder gutem Öl gebraten sind sie eine köstliche, wärmende Mahlzeit, ein Highlight mit Salat und – ideal auch, um Reste kreativ zu verwerten.
Als klassisches Dal: Die Linsen werden separat gekocht – von eher trocken und krümelig bis hin zu cremig-sämig, je nachdem, was entstehen soll. Mit Gemüse und Gewürzen kombiniert, entsteht ein wärmendes, nahrhaftes Gericht.
Als Teigbasis, Crouton und Topping: Linsen mit Reis über Nacht einweichen, am nächsten Tag pürieren, salzen, würzen – und daraus Wraps, Fladen oder Dosa backen. Oder: etwas dickere Pfannkuchen anschließend (auch Reste) in kleine Würfel schneiden und mit Zwiebeln und Öl knusprig anbraten – perfekt als knuspriges Extra im Salat oder als Currygrundlage.
Als Bindemittel: Linsenmehl – einfach die Linsen in einem Mixer fein mahlen – eignet sich hervorragend, um Suppen, Soßen oder Gemüsegerichte zu binden, ganz ohne Zusatzstoffe und glutenfrei. Oder: Das Mehl einfach mit Wasser, Salz und Gewürzen mischen und schon ist der Crêpes-Teig fertig.

Kochen ohne Rezept
Wahrnehmen, verbinden und im Jetzt sein.
In meiner Aufgabe als zertifizierte Dozentin für ganzheitliche Ayurveda Koch- und Esskultur möchte ich Menschen immer ermutigen, sich von Rezepten zu lösen. Für manche klingt das selbstverständlich, für andere kaum vorstellbar. Doch gerade Dal ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Kochen frei und kreativ werden kann. Losgelöst von Begriffen und Vorstellungen einfach sinnlich wahrnehmen, was ich in den Händen habe und wie es sich durch mein Zutun verwandelt.
Von Natur aus sind die getrockneten Munglinsen einfach nur hart und trocken
Ausdruck des Vata-Prinzips und der Elemente Äther und Luft. Erst wenn wir Feuer (Sonne bei den Sprossen) und Wasser hinzufügen, beginnt die Verwandlung. Die Menge von beiden bestimmt das Ergebnis:
- wenig Wasser, viel Feuer → ein fester Fladen → trocken
- mehr Wasser → ein sämiger Brei → zähfließend
- noch mehr Wasser → eine Suppe → flüssig
Nun weiß ich, welche Eigenschaften da sind und welche fehlen. Mit Salz oder Zucker legen wir fest, ob das Gericht herzhaft oder süß wird. Die Gewürze bestimmen die Geschmacksrichtung: scharf, bitter, erdig. Umami schenken uns Zutaten wie Zwiebeln, Knoblauch, Sellerie und Liebstöckel.
Welches Gemüse wir dazugeben, entscheidest du am besten nach der Jahreszeit, nach den Bedürfnissen deines Alters und der Befindlichkeit, nach Beruf und Konstitution. So wird jede Mahlzeit individuell, heilsam und stimmig.
Und das ist letztlich das Ziel: Mit Liebe gekocht wird jede Dal-Zubereitung zu einer Ayurveda-Wohlfühl-Mahlzeit. Im Einklang mit Körper, Geist und Seele, in Harmonie mit Innen und Außen. Gelebte Natürlichkeit. Gelebtes Menschsein.
Mehr über Ayurveda gibt es hier auf unserer Emport-Seite.

Mung Dal als Kurkost
Kitchari
In der ayurvedischen Tradition hat Mung Dal eine besondere Bedeutung, die weit über die alltägliche Küche hinausgeht. Es spielt eine Schlüsselrolle im Rahmen einer Panchakarma-Kur, dem wohl bekanntesten Reinigungs- und Regenerationsverfahren im Ayurveda.
Panchakarma: mehr als ein Wellnessprogramm.
„Pancha“ bedeutet fünf, „Karma“ Handlung. Gemeint sind die fünf klassischen Ausleitungsverfahren, die Körper und Geist von tief sitzenden Belastungen befreien sollen. Ziel ist es, Schlacken (Ama) zu lösen, Dosha-Ungleichgewichte zu harmonisieren und einen inneren Neustart zu ermöglichen.
Eine echte Panchakarma-Kur ist körperlich und geistig fordernd: alte Gewohnheiten loslassen, sich reinigen, sich öffnen. Viele beschreiben sie als einen Prozess des tiefgründigen Loslassens – anstrengend, aber gleichzeitig heilsam und befreiend.
Warum Kitchari aus gelben Munglinsen? In diesem Ausnahmezustand, in dem der Körper vollständig entlastet und innerlich gereinigt ist, spielt die erste Nahrung eine entscheidende Rolle. Denn was er jetzt aufnimmt, prägt die Wirkung der gesamten Kur.
Hier kommt Kitchari ins Spiel: ein einfaches, aber hoch wirksames Gericht aus Mung Dal und Reis, dazu sanfte Gewürze und manchmal leichtes Gemüse.
- Es ist leicht verdaulich und zugleich nährend.
- Es beruhigt die Verdauung, ohne zu belasten.
- Es stellt die Balance zwischen den Doshas wieder her.
- Es schenkt Stabilität und Vertrauen in einer Phase, in der der Körper besonders sensibel ist.
Ein Grundprinzip der Ayurveda-Küche. Kitchari ist Heilnahrung, die Körper, Geist und Seele sanft wieder ins Gleichgewicht führt.
